Friesoythe / Oldenburger Land (LCV) Sie ebnen Jugendlichen den Weg ins Arbeitsleben: die sieben Jugendwerkstätten im Oldenburger Land. 207 Plätze haben sie dafür. 19 davon in Friesoythe. Stellvertretend für alle sieben hat der "Soziale Briefkasten" Friesoythe am Josefstag, dem 19. März, seinen Vorhang für Entscheidungsträger geöffnet.
Er sei zwischen 16 und 17, könne am Schulalltag nicht mehr teilnehmen und habe überhaupt Schwierigkeiten, sich sechs bis sieben Stunden lang zu konzentrieren, beschreibt Leiterin Annika Schulte den typischen Besucher ihrer Einrichtung.
Überhaupt seien rund 90 Prozent psychisch stark belastet, erfahren Politiker und Kirchenvertreter an diesem Tage. Es gebe Borderline- oder Angststörungen. Manche seien aggressiv oder gewalttätig, schildert Schulte im Vorfeld. Das Verhältnis von weiblichen und männlichen Teilnehmenden in etwa gleich.
Zwischen 14 und 27 können sie in Friesoythe sein. Bei vielen gelte es, "Hindernisse, die den Weg in den Beruf versperren, parallel abzuarbeiten", schildert die Vorsitzende des Sozialdienstes Katholischer Männer, Renate Geuter.
Bei vielen sei man froh, wenn sie fünf Tage die Woche durchhielten. Manche müssten regelrecht in den Bus gebracht werden, weil sie das alleine nicht könnten oder nicht machen würden, hören die Gäste. Ein Führerschein sei nicht vorhanden.
Bei manchen sei es klüger, sie mit zwei Stunden täglich zu beschulen, statt mit vier, weil sie auch das nicht schaffen würden.
So gebe es eine starke Überbelegung im Bereich sogenannter "schulmüder Jugendlicher": drei Plätze würden finanziert, elf Jugendliche seien im "Sozialen Briefkasten" Friesoythe. Ein Phänomen, das es in allen oldenburgischen Einrichtungen gebe, weitet Caritas-Referent Dietmar Fangmann den Blick.
In der Eisenstadt werden den jungen Menschen unter anderem die Felder Hauswirtschaft, Schneiderei, Tischlerei sowie Möbel- und Kleidershop angeboten.
Die Finanzierung der Arbeit immer nur für einen begrenzten Projektzeitraum hat Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe zu Beginn des Treffens deutlich kritisiert. Personal könne durch diese Belastung teilweise nur schwer gehalten werden.
Am Treffen teilgenommen und gemeinsam eine "Bank für Toleranz" gebaut haben: MdL Stephan Christ, MdL Lukas Reinken, Bürgermeister Sven Stratmann, Pfarrer Christoph Winkeler, Pfarrer Johannes Rohlfink, Maria Hogeback, SKM-Vorsitzende Renate Geuter, Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe und Caritas-Referent Dietmar Fangmann.
Jugendwerkstäten gibt es neben Friesoythe auch in Cloppenburg, Damme, Harkebrügge, Lohne, Löningen und Vechta.
Hinweis:
Im "Sozialen Briefkasten" Friesoythe kann jedermann einkaufen, Möbel auch als Privatperson anfertigen lassen, Torten oder kalte Platten etc bestellen. Neu im Angebot ist ein Repaircafe.
Pressemitteilung
Manche schaffen nur zwei Stunden Unterricht
Erschienen am:
21.03.2024
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